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Idealtechnik oder Individualtechnik

Im Sport versteht man unter Technik eine in der Praxis erprobte, effektive Bewegungsfolge zur bestmöglichen Lösung einer bestimmten Aufgabe. Diese sogenannte Idealtechnik…soll einem Jugendfußballer helfen, eine möglichst präzise Technik zu erwerben. Da im Fußball am Ende immer nur zählt, ob der Ball im Tor ist oder nicht, egal, ob er vielleicht nur abgefälscht wurde, möchte ich euch ein Beispiel aus dem Hochsprung bringen.

Stefan Holm, vierfacher Weltmeister und Olympiasieger, ist mit 1,81m einer der kleinsten Hochspringer. Aufgrund dieses körperlichen Nachteils, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als in 25 Jahren Training seine Technik zu perfektionieren.Bei der WM 2007 wurde er von Donald Thomas geschlagen, von der Veranlagung her, der genaue Gegenentwurf zu Holm. Thomas war eigentlich Basketballer und gewann seinen ersten Wettkampf  mit 2,23m nach nur 12 Monaten Hochsprungtraining. Thomas hat eine vertikale Sprunghöhe von 97cm (Holm: 59cm) und springt aus dem Stand über eine 180cm hohe Latte. Während eines Hochsprungs katapultiert er seinen Körperschwerpunkt auf 2,49m, womit er theoretisch das Potential zum Weltrekord (2,45m) hat. Als Spätstarter hat er allerdings im Vergleich zu Holm eine unausgereifte Technik. Um seine Sprunghöhe weiter zu steigern, orientierte er sich an Stefan Holm, der der Idealtechnik sehr nahe kommt. Dieser hat aber durch das jahrelange Sprungtraining eine Achillessehne, die 4 mal so hart ist, wie die eines Durchschnittsmenschen. Das Heißt, man benötigt 1,8 Tonnen um seine Sehne 1cm zu dehnen. Schon aufgrund dieser anatomischen Unterschiede ging die Technikumstellung bei Thomas ins Leere. Seine Gelenke und Sehnen hielten diese Kraftwirkungen nicht aus, und er musste immer wieder verletzungsbedingt pausieren. Seinen WM Sieg von 2007 konnte Thomas nicht wiederholen. Bei der WM 2009 kam er nicht einmal ins Finale und 2011 belegte er den 11. Platz.


Fazit: Idealisierte Technikbilder finden immer im Technikerwerbtraining Anwendung, da sie hier als Vorbild dienen. Trotzdem sollte immer Platz für eine individuelle Technikausprägung sein, die den Gegebenheiten des einzelnen Fußballers entspricht.

Quelle: Im Körper der Topathleten