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Zeitreisen im Sport

Schnelle Reaktionen dehnen die Zeit. Vor schnellen Bewegungen nimmt das Gehirn mehr Informationen auf – die Welt erscheint in Zeitlupe.

Viele Tennis- und Baseballspieler berichten, dass sie den Ball vor dem Schlagen wie in Zeitlupe auf sich zukommen sehen. Das gleiche Phänomen kennt man von Torhütern im Fußball, Handball und Eishockey, bei deren Reaktionen man sich oft fragt, wie hat er denn den raus? Britische Forscher meinen das Phänomen nun erklären zu können: Bereitet sich das Gehirn auf eine schnelle, gezielte Bewegung vor, erhöht es die Auflösung der optischen Wahrnehmung: Es verarbeitet im gleichen Zeitraum mehr Einzelheiten als sonst. Dadurch erscheint die Zeit subjektiv verlangsamt.

Vor einer geplanten, schnellen Bewegung ist es entscheidend, diese Aktion noch in letzter Sekunde ändern oder stoppen zu können”, um die eigene Bewegung beispielsweise an die Flugbahn des Balls anzupassen. Um das zu ermöglichen, verarbeitet das Gehirn Umweltreize in dieser Phase der Vorbereitung schneller, berichten die Forscher um Nobuhiro Hagura vom University College in London. Dieser neuen Typ der Zeitverzerrung, der auftritt, wenn wir uns auf eine gezielte ballistische Bewegung vorbereiten, unterscheidet sich in seinen Mechanismen deutlich von dem bereits zuvor bekannten Effekt der sogenannten Chronostasis. Bei dieser erscheint nach einem traumatischen oder besonders stressigen Ereignis ebenfalls subjektiv die Zeit verlangsamt.

Dies aber beruht darauf, dass das Gehirn rückwirkend das Zeitgefühl verändert. Bei dem neu entdeckten Effekt gilt dies nicht. Er sei eng mit der unmittelbar bevorstehenden Bewegung und der innerlichen Vorbereitung darauf verbunden.
Bei Haguras Untersuchungen zeigte sich, dass umso mehr Intervalle als lang empfunden wurden, je intensiver sich ein Sportler auf eine motorische Aufgabe vorbereitet. Die deutlichsten trat der Effekt zu Tage, bei Sportlern, die eine ganz konkrete Bewegung im Kopf haben. Je gezielter du dich also auf eine folgende Bewegung vorbereiten kannst, desto stärker empfindest du den Effekt der Zeitdehnung.

Vermutet wird, dass der Hirnbotenstoff Dopamin für das verlangsamte Zeitempfinden verantwortlich ist, da er sowohl einen Einfluss auf unser Motorik, so wie auf unser Zeitempfinden hat. Kurz vor dem Schuss auf ein Tor oder dem Schlag im Tennis schüttet dein Gehirn mehr Dopamin aus, was die schnelle Bewegung erleichtert und die Zeitwahrnehmung verlangsamt.

Quelle: www.spiegel.de; Dynamic Eye